Das Ziel müsse auch in Zukunft sein, so der Verband, eine hochstehende und finanzierbare Versorgung für die ganze Bevölkerung zu gewährleisten. Dazu sei die Politik jetzt gefordert und müsse zukunftsfähige Finanzierungssysteme gestalten. Der Leidensdruck aufgrund der steigenden Krankenkassenprämien sei vor allem im Mittelstand und wegen der einzigartigen Kopfprämie sehr gross. Zwar steigen auch im Spitalbereich die Gesundheitskosten weiter an. Die Gründe dafür seien vielfältig und häufig ausserhalb des Einflussbereichs der Spitäler: Der demografische Wandel, das Bevölkerungswachstum sowie der technologische Fortschritt und neue Therapien führen zu mehr beziehungsweise kostenintensiveren medizinischen Behandlungen. Auch der Fachkräftemangel hätte einen massiven Impakt auf die Kosten.
Leistungen während der Pandemie
Ein gesellschaftlich so zentrales Gut wie Gesundheit dürfe nicht nur unter dem Gesichtspunkt von Kosten und Sparen betrachtet werden, wie dies in der politischen Debatte leider seit Jahren der Fall ist. «Die Schweiz hat ein sehr gut ausgebautes und qualitativ hochstehendes Gesundheitswesen mit motiviertem Personal», betont H+-Direktorin Anne-Geneviève Bütikofer. «Die Mitarbeitenden der Spitäler und Kliniken haben während der Pandemie die Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung sichergestellt. Doch dieses Angebot hat seinen Preis.» Es bräuchte deshalb eine sachgerechte und korrekte Finanzierung der Gesundheitsversorgung, beispielsweise über Pauschalen und einen Einzelleistungstarif auch im ambulanten Bereich sowie die Einheitliche Finanzierung EFAS. H+ fordert aus diesem Grund alle Akteure des Gesundheitswesens auf, eine Diskussion darüber zu führen, wie eine effiziente und hochstehende Versorgung sichergestellt werden kann.
Pflegenotstand und Fachkräftemangel
Kostendeckende Tarife seien vor allem auch nötig, um dem Pflegepersonal den dringend angebrachten Teuerungsausgleich bei den Löhnen bezahlen zu können. Die Bevölkerung hätte mit der Annahme der Pflegeinitiative die Bedeutung einer hervorragenden Pflege in der Bundesverfassung verankert. Die Spitäler und Kliniken müssten aber in der Lage sein, ihren Teil zur konkreten Umsetzung der Initiative zu leisten.
Inflation offenbart Systemschwäche – Finanzierung muss überdacht werden
Die momentane Inflation treffe die Spitäler und Kliniken massiv. Anders als Unternehmen in anderen Branchen könnten die Spitäler und Kliniken die Spitaltarife nicht einfach an die Teuerung angleichen, sondern müssten diese mit den Versicherern neu verhandeln. Tariferhöhungen seien aber kaum noch möglich, weil sie mit Krankenkassenprämien finanziert werden, die für viele Haushalte eine Schmerzgrenze erreicht haben. Ohne Teuerungsanpassung könnten die Spitäler und Kliniken die finanzielle Abwärtsspirale aber nicht abwenden. Die direkte Abhängigkeit der Spitalfinanzierung von einer einkommensunabhängigen Kopfprämie erweist sich damit als Schwäche unseres Systems. «Nicht die Kosten sind das Problem, sondern die Finanzierung. Die einkommensunabhängige Kopfprämie ist weltweit einzigartig und muss überdacht werden», sagt Anne-Geneviève Bütikofer.
Unterfinanzierung gefährdet die Versorgung
Die Spitäler und Kliniken stünden schon heute unter einem grossen finanziellen Druck, so der Verband, und dieser wird sich noch weiter verschärfen. So könnten die Spitäler über die geltenden Tarife die effektiven Kosten längst nicht mehr decken, insbesondere im ambulanten Bereich. Nicht nur die Inflation hätte diese Lage bereits weiter verschlechtert, da die Tarife nicht automatisch der Teuerung angepasst werden und die Spitäler so auf den Mehrkosten sitzen bleiben. Zudem übertrüge der Gesetzgeber den Spitälern und Kliniken immer mehr zusätzliche Aufgaben, für die keine zusätzliche Finanzierung als über die Tarife vorgesehen ist, beispielsweise für das Elektronische Patientendossier EPD, das Führen von verschiedenen Registern wie Hüft- und Knieimplantaten, Qualitätsmessungen oder die Ausbildung von Fachkräften und die Weiterbildung von angehenden Fachärztinnen und Fachärzten. Weiter führten überbordende Bürokratie und Kontrollen zu einem deutlich höheren administrativen Aufwand. Die Folgen seien höhere Kosten bei den Spitälern, weil beispielsweise mehr Personal benötigt wird, um diese Aufgaben zu bewältigen. Die Finanzierung dieser gesetzlichen Aufgaben erfolge unter anderem auch über Prämien aus der Grundversicherung, obwohl sie keine eigentlichen Leistungen des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) sind.
Spitäler investieren in die Verschiebung stationär zu ambulant
Trotz der Unterfinanzierung von 30 Prozent im ambulanten Bereich, bauen die Spitäler und Kliniken ihr ambulantes Leistungsangebot aus und würden damit die politisch gewollte Verschiebung vom stationären Sektor in den ambulanten Bereich unterstützen. Denn viele Behandlungen könnten so kostengünstiger erbracht werden. Weiter würde H+ sich für die Einführung eines angemessenen ambulanten Tarifsystems bestehend aus Pauschalen und dem Einzelleistungstarif TARDOC einsetzen. Die Grundlagen dafür hätten die Tarifpartner geschaffen und sollten in der Organisation ambulante Arzttarife (OAAT AG) zu einem kohärenten Tarifsystem zusammengeführt werden. Im Gegenzug erwarte H+ von Bund, Kantonen und den Versicherern kostendeckende Tarife, damit die Spitäler eine tragfähige Zukunft haben.