Annamaria Müller ist Präsidentin des Verwaltungsrats HFR – freiburger spital; Präsidentin fmc – Forum Integrierte Versorgung und Inhaberin von Amidea.

Arm dran oder Arm ab?

Publiziert

Was von dem bundesrätlichen Sparpaket zu halten ist und welche Antwort es geben muss, um die Kosten im Gesundheitswesen nachhaltig zu senken.

Es dürfte ein grimmiger Winter werden: Eisige Wohnungen wegen steigender Strompreise, leere Portemonnaies wegen verteuerter Produkte und geschrumpfte Budgets wegen höheren Krankenkassenprämien. Wenn sich auch noch das Wetter klimaunfreundlich gibt, haben wir den perfekten Sturm. Wohl fiel die Ernte 2022 gut aus, unsere Vorratskammern sind gefüllt. Doch längerfristig reicht das nicht aus.

Wie immer um diese Jahreszeit sprudeln die Kostensenkungsideen. Nachdem der Bundesrat sein nicht bezifferbares Sparpaketli Nr. 2 den Räten übergeben hat, üben sich Parteien, Verbände und Lobbyisten fleissig im Verteilen von Wunsch-, Gruss- und Schwarzpeterkarten. Die Vorschläge reichen von Altbekanntem (EFAS) über Untaugliches (Reserveabbau) und Unrealistisches (Globalbudgets) bis zu Groteskem (verstärkte Rechnungskontrolle: Die Schweiz, ein Land von notorischen Kassenbetrügern?).

Was von den bundesrätlichen Vorschlägen übrigbleiben wird, haben wir im Sparpaket 1 und seinen buchstäblichen Splittergruppen a und b gesehen: Sie bleiben weitgehend blutleer (Bussenhöhe, Datenbekanntgabe) oder werden so sperrig ausdefiniert, dass sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen können (Experimentierartikel).

So wird es vermutlich auch dem aktuellen Paket und seinen Folge- oder Nebenvorschlägen ergehen: Zerzausen, zerstückeln, bis zur Unkenntlichkeit umformulieren, zu Tode verkomplizieren und zum Schluss den Bach runterspülen. So wie der von Krähen zerhackte Müllsack, den wir zu früh hinausgestellt haben. Eigentlich sollte das ärgern. Empörung hervorrufen. Über die Unfähigkeit des reichsten Landes der Welt, Probleme ernsthaft und gemeinschaftlich anzupacken. Das Feld stattdessen lieber den Krähen zu überlassen, die herauspicken, was sie stört (Medikamentenpreise senken, Umsatzvolumen einschränken) und den restlichen Müll der Allgemeinheit zum Wegräumen hinterlassen.

Aber weil wir wissen, dass wir daran nichts ändern können, weil es zu unserem System dazugehört, wie die ausgrenzende Grüpplibildung auf dem Pausenplatz, bleiben wir stoisch, versuchen, unseren Fatalismus runterzuschlucken und – why not – in konstruktive Gestaltungskraft umzuwandeln.

Hierzu ist es wichtig, einige Facts anzuerkennen
Erstens: Niemand will kein Geld verdienen. Das Gesundheitswesen ist eine brummende, 80 Milliarden schwere, krisenresistente Branche. Weder die Industrie noch die Leistungserbringer oder Versicherer haben ein Interesse daran, dass weniger Geld ins System fliesst. Ökonomisch völlig verständlich und auch alles andere als unredlich. «Sparen» im Sinne von Ausgaben eindämmen ist in dieser Ausgangslage schlicht aussichtlos.

Zweitens: Ausgaben sind nicht Kosten. Was wir als «Gesundheitskosten» bezeichnen (also, das Ding, das schon länger explodiert als der seinerzeitige Urknall) sind Ausgaben. Wenn die Versicherer mit EFAS ihre «Kosten» senken, verlagern sie lediglich die Ausgaben zu den Kantonen. Gleiches ist mit Leistungen, die in den Pflichtkatalog aufgenommen werden, um die «Kosten» der Haushalte zu senken: Sie werden von den Versicherern übernommen. Noch anschaulicher ist die von der FINMA ausgelöste «Hosensacktransaktion» von der Zusatz- in die Grundversicherung im Spitalbereich. Kosten sind etwas anderes.

Drittens: Kosten sind das, was ich aufwenden muss, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu erzeugen. Also Ausgaben für Material, für Gehälter, für Energie, für Finanzleistungen und so weiter. Und diese Dinge steigen, wie eingangs erwähnt. Alles wird teurer, und gleichzeitig verknappen sich die Ressourcen. Insbesondere: Das Personal. Es will berechtigterweise mehr Lohn und macht sich dafür rar. Eine verlorengegangene Pflegekraft ist zigmal dramatischer als eine falsch eingestellte Kostenbremse.

Folglich: Die Tarife werden steigen und damit die Prämien und das Pseudosparkarussell wird sich weiter und immer schneller drehen. Und bei aller Affinität zur Robotik und dem Glauben an die Digitalisierung, diese Knappheit der Mittel (und nicht der Gelder) wird uns, während wir noch auf der müllübersäten Strasse herumirren, einen fiesen Strich durch die nicht bezahlte Rechnung machen und uns zum Umdenken zwingen.

Viertens: Nicht, weil wir alles «billiger» machen müssen, oder rascher (und folglich schludriger), sondern weil wir insgesamt weniger machen müssen. Warum? Umsatz ist Menge mal Preis. Im angebotsgetriebenen Gesundheitswesen wird, wenn der wirtschaftliche Druck steigt, traditionell die Menge erhöht. Mehr Spitalfälle, mehr Tarifpositionen, mehr Konsultationen, mehr Dienstleistungen. Wer sagt schon nein zu wohlmeinend feilgehaltenen Leistungen. Vor allem, wenn’s mit e-Produkten noch schneller geht, die Hemmschwelle im App-Store sinkt und die Zusatzversicherung zahlt.

Das geht gut, solang es billig geht und für Nachschub (aus dem Ausland) gesorgt ist. Wenn es teurer wird, wie jetzt, reisst die Schere zwischen Machbarem und Zahlbarem unbarmherzig auf. Und wenn der Nachschub versiegt, wie jetzt (Fachkräfte, Medikamente), wird gar das Machbare unmachbar. Wir müssen lernen zu priorisieren. Uns überlegen, was wir wirklich brauchen, was wirklich nötig ist. Gemeinsam, mit allen beteiligten Fachpersonen und den von Gesundheitsproblemen Betroffenen mitsamt Umfeld. Das Ganze nennt sich Integrierte Versorgung. Sie ist die Antwort. Und zwar die einzige.

Let’s choose wisely. Noch sind unsere Vorratskammern gefüllt…

EVENTS

SBK Kongress

Kongress vom Berufsverband der diplomierten Pflegefachpersonen der Schweiz

Datum: 02.-03. Mai 2024

Ort: Bern (CH)

ICV Gesundheitstagung Schweiz

Controlling im Spannungsfeld von Innovation, Kostenmanagement und digitaler Transformation.

Datum: 07. Mai 2024

Ort: St. Gallen (CH)

HealthEXPO

Gesundheit, New Health Care und Zukunftsform

Datum: 25. Mai 2024

Ort: Basel (CH)

drupa

Weltweit führende Fachmesse für Drucktechnologien

Datum: 28. Mai-07.Juni 2024

Ort: Düsseldorf (D)

Vorsorge-Symposium

Fachmesse 2. Säule sowie ein Vorsorge-Symposium

Datum: 5. - 6. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

ArbeitsSicherheit Schweiz

Fachmesse für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Datum: 05.-06. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

Achema

Internationale Leitmesse der Prozessindustrie

Datum: 10.-14. Juni 2024

Ort: Frankfurt am Main (D)

Swiss Medtech

Mastering Complexity

Datum: 11. Juni 2024

Ort: Bern (CH)

PFLEGE PLUS

Die Fachmesse PFLEGE PLUS bringt Fachbesucher mit ausstellenden Unternehmen, Branchenverbände sowie Experten des Pflegemarkts zusammen.

Datum: 14.-16. Mai 2024

Ort: Stuttgart (D)

MedtecLIVE with T4M

Fachmesse für die gesamte Wertschöpfungskette der Medizintechnik

Datum: 18.-20. Juni 2024

Ort: Stuttgart (D)

Blezinger Healthcare

9. Fachkonferenz – Das Pflegeheim der Zukunft

Datum: 20.-21. Juni 2024

Ort: Luzern (CH)

Blezinger Healthcare

9. Fachkonferenz - Das Pflegeheim der Zukunft

Datum: 20.-21. Juni 2024

Ort: Luzern (CH)

e-Healthcare Circle

Immer wieder wird erzählt, welche positiven Wirkungen Digitalisierung auf das Gesundheitswesen haben kann.

Datum: 21. Juni 2024

Ort: Zürich (CH)

all about automation

Fachmesse für Industrieautomation

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

maintenance Schweiz

Schweizer Fachmesse für industrielle Instandhaltung und Facility Management

Datum: 28.-29. August 2024

Ort: Zürich (CH)

Blezinger Healthcare

14. Fachkonferenz – Das Spital der Zukunft

Datum: 10.-12. September 2024

Ort: Bern (CH)

Immohealthcare

Ein Treffpunkt für die Healthcarebranche

Datum: 18. September 2024

Ort: Basel (CH)

Ilmac Lausanne

Networking. Forum. Aussteller

Datum: 18.-19. September 2024

Ort: Lausanne (CH)

FachPack

Europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik

Datum: 24.-26. September 2024

Ort: Nürnberg (D)

Rehacare

Die REHACARE ist die internationale Fachmesse für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege.

Datum: 25.-28. September 2024

Ort: Düsseldorf (D)

IN.STAND

Die Messe für Instandhaltung und Services

Datum: 08.-09. Oktober 2024

Ort: Stuttgart (D)

Chillventa

Weltleitmesse der Kältetechnik

Datum: 08.-10. Oktober 2024

Ort: Nürnberg (D)

SIAL

Fachmesse für Nahrungsmittel-Innovationen

Datum: 19.-23 Oktober 2024

Ort: Paris (F)

ZAGG

DER BRANCHENTREFFPUNKT MIT RELEVANTEN GASTRO-TRENDS

Datum: 20.-23. Oktober 2024

Ort: Luzern (CH)

IFAS

Fachmesse für den Gesundheitsmarkt

Datum: 22.-24. Oktober 2024

Ort: Zürich (CH)

ALL4PACK EMBALLAGE

The global marketplace for Packaging Processing Printing Handling

Datum: 04.-07. November 2024

Ort: Paris (F)

5. Future Food Symposium

 «Made in Switzerland - Gute Partnerschaften für mehr Ernährungssouveränität»

Datum: 8. Februar 2024

Ort: Online-Event (CH)

Medica

Die Weltleitmesse der Medizinbranche

Datum: 11.-14. November 2023

Ort: Düsseldorf (D)

AUTOMA+

Pharmaceutical Automation and Digitalisation Congress 2024

Datum: 18.-19. November 2024

Ort: Geneva (CH)

Swiss Handicap

Nationale Messe für Menschen mit und ohne Behinderung.

Datum: 29. November-1. Dezember 2024

Ort: Luzern (CH)

BioFach

Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel

Datum: 11.-14. Februar 2025

Ort: Nürnberg (D)

Gastia

Die Fach- und Erlebnismesse für Gastfreundschaft

Datum: 23.-25. März 2025

Ort: St.Gallen (CH)

TUTTOFOOD

Internationale B2B-Messe für Food & Beverage

Datum: 05.-08. Mai 2025

Ort: Mailand (I)

LABVOLUTION

Europäische Fachmesse für innovative Laborausstattung und die Optimierung von Labor-Workflows

Datum: 20.-22. Mai 2025

Ort: Hannover (D)

Automatica

Die Leitmesse für intelligente Automation und Robotik

Datum: 24.-27. Juni 2025

Ort: München (D)

Oils + fats

Leitmesse der Öl- und Fettindustrie in Europa.

Datum: 15.-19. September 2025

Ort: München (D)

Ilmac

Fachmesse für Prozess- und Labortechnologie

Datum: 16.-18. September 2025

Ort: Basel (CH)

Swiss Medtech Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16. - 17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

AM Expo

Fachmesse und Symposium: Inspiration, Weiterbildung und Netzwerk

Datum: 16.-17. September 2025

Ort: Luzern (CH)

CMS Berlin

Internationale Leitmesse für Reinigung und Hygiene

Datum: 23.-26. September 2025

Ort: Berlin (D)

POWTECH

Pharma.Manufacturing.Excellence

Datum: 23. - 25. September 2025

Ort: Nürnberg (D)

Anuga

Weltweite Ernährungsmesse für Handel und Gastronomie/Ausser-Haus-Markt

Datum: 04.-08. Oktober 2025

Ort: Köln (D)

A + A

Messe und Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

Datum: 04.-07. November 2025

Ort: Düsseldorf (D)

igeho

Internationale Branchenplattform für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care

Datum: 15.-19. November 2025

Ort: Basel (CH)

Pumps & Valves

Die Fachmesse für industrielle Pumpen, Armaturen & Prozesse

Datum: 26. - 27. November 2025

Ort: Zürich (CH)

interpack

Führende Messe für Prozesse und Verpackung

Datum: 07.-13. Mai 2026

Ort: Düsseldorf (D)

Bezugsquellenverzeichnis